Sanktionsfreie Erwerbslose

6 Mär

Das Bild des heutigen Erwerbslosen hat sich grundlegend geändert. Ein Erwerbsloser, der heute von seiner Fallmanagerin eingeladen und auf dem Flur im Jobcenter von ihr gebeten wird in ihr Büro zu gehen, hält ihr die Tür auf, nicht weil die Fallmanagerin eine Dame wäre, sondern weil der Erwerbslose ein Gentleman ist.

Durch sein verführerisches After Shave, gepflegtes Äußeres und seiner zuvorkommenden Art bietet er der eifrig nach Ressentiments suchenden Fallmanagerin keinen Anlass ihn zu stigmatisieren, abzuwerten oder zu bevormunden. Die Fallmanagerinnen begreifen immer noch nicht, womit sie es bei den heutigen Erwerbslosen überhaupt zu tun haben.

Mit einem perfekten Transferleistungsempfänger, geschaffen von der Elite durch Hartz-IV, um zu überleben. Kein Gewissen oder Furcht beeinflusst ihn, nur seine völlige geistige und verbale Überlegenheit übertrifft noch seinen nicht sanktionierbaren und nie endenden Langzeit-Leistungsbezug, also quasi genauso, wie bei den Fallmanagern selbst.

Der Wind in den geschlossenen Büroräumen der Jobcenter hat sich schon lange gedreht. Nicht die Fallmanagerinnen stellen sanktionsbewährte Fangfragen, sondern der freundliche Erwerbslose verhört nun seine Fallmanagerin. Beispielsweise, ob sie überhaupt qualifiziert sei ein fachgerechtes Profiling, einer Eignungs- und Verwendungsprüfung mit ihren Kunden durchzuführen.

Der freundliche Erwerbslose von heute harkt solange durch den Einsatz gezielter und multipler rhetorischen Fragen nach, bis die Fallmanagerin den Termin offiziell für beendet erklärt, unter Tränen aus dem Büro ´rausläuft oder Verstärkung durch den Herbeiruf weiterer unqualifizierter Kolleginnen sucht, weil die allermeisten mit sich selbst völlig geistig überfordert sind.

Das soll den scheinbar eiskalten Erwerbslosen von heute aber nicht davor abhalten nunmehr beide Jobcenter-Mitarbeiterinnen danach zu fragen, was sie denn beruflich machen würden, wenn sie nicht gerade, als Transferleistungsempfängerinnen getarnt als Fallmanagerinnen beim Jobcenter sitzen und so tün würden, als wenn sie arbeiten täten.

Fragen, ob es nicht auch eine sinnvollere Arbeit gäbe, die weitaus weniger „staatliche“ Mittel in Anspruch nehmen, gehören zum Grund-Repertoire seines scheinbar nie endenden für Jobcenter-Mitarbeiter offensichtlich qualvollen Fragenkataloges seiner unersättlichen Neugier, die mittlerweile einen Teamleiter, einen Juristen und den Geschäftsstellenleiter in das Büro gezogen haben.

Aber auch mit nunmehr fünf Jobcenter-Mitarbeitern  im Büro seiner Fallmanagerin wird der moderne „Mr. Buddy Love“ in Gestalt des Erwerbslosen mühelos fertig und antwortet lässig auf die eindringliche Bitte aller Anwesenden die Eingliederungsvereinbarung doch endlich zu unterzeichnen, daß er jetzt gar nichts mehr unterschreiben würde.

Als die beiden Fallmanagerinnen und ihre Teamleiterin anfingen zu zittern, schritten Jurist und Geschäftsstellenleiter ein und meinten, daß dann gegen ihn ein Eingliederungsverwaltungsakt erlassen würde und er dann für Maßnahmen sich zur Verfügung halten müsse, um seine Vermittlungshemmnisse beseitigen zu lassen.

Daraufhin meinte „Mr. Buddy Love“, daß er sich von den unqualifizierten Fallmanagerinnen keine Vermittlungshemmnisse unter den Anzug jubeln lasse und alle Anwesenden, sich mal besser fragen sollten, ob sie nicht vielleicht selbst ein Vermittlungshemmnis seien und wieso sie denn alle keine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt hätten.

Daraufhin schauten sich Jurist und Geschäftsstellenleiter sprachlos an und verließen das Büro, die immernoch zitternden Fallmanagerinnen meinten, daß der Termin offiziell beendet sei. In der kommenden Woche erschien der findige Mr. Buddy Love pünktlich beim Maßnahmeträger, unterschrieb jedoch nichts und wurde wieder mit einem Bestätigungsschreiben nach Hause geschickt.

 

 

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