Zoll startete Großrazzia im Sozialwarenkaufhaus Unna gegen als 1-Euro-Jobber getarnte Schwarzarbeiter

24 Jun

Wenn das richtig ist, was mir zugetragen worden ist, dann rollten am Montag Morgen gegen 10:30 Uhr zwei Einsatzwagen der Bundespolizei vor das Sozialwarenkaufhaus in Unna. Ein unbekannter Anrufer hatte den Tipp gegeben, daß im Sozialwarenkaufhaus Unna ungefähr 80 Schwarzarbeiter beschäftigt seien.

Während das erste Dutzend Männer mit gelb-roter Weste mit der Aufschrift ZOLL begleitet von Schäferhunden, die amüsanterweise ebenfalls eine gelb-rote Weste mit der Aufschrift ZOLL trugen, das Gebiet des Sozialwarenkaufhauses großflächig abriegelte, stürmte das zweite Dutzend der Mitarbeiter die Räumlichkeiten des Sozialwarenkaufhauses in Unna.

Einer der Zoll-Mitarbeiter soll gerufen haben : „Jeder setzt sich jetzt dahin, wo er gerade steht. Bitte einmal die Personalausweise, Sozialversicherungsausweise, Lohnsteuerkarten und Arbeitsverträge eines jeden Mitarbeiters vorzeigen. Meine Kollegin wird die Papiere in Empfang nehmen, im Einsatzwagen Nummer 2 kontrollieren und kopieren, danach erhalten Sie alle Ihre Papiere am Einsatzwagen Nummer 2 wieder zurück.“

Mittlerweile hatten die Mitarbeiter vom Zoll auch die stellvertretende Geschäftsleitung in den hinteren Räumen gefunden, welche sofort entgegnet haben soll : „Nein, nein, meine Herren, das führt zu weit. Das sind keine Schwarzarbeiter, sondern nur Erwerbslose, die einer Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung umgangssprachlich 1-Euro-Job nachgehen, die arbeiten nicht wirklich regulär, sondern sind nur gemeinnützig, Herr Zoll-Beamter.“ Der Zoll-Mitarbeiter forsch : „Mund halten, das klären wir jetzt.“

Der weitere Gesprächsverlauf soll sich, wie folgt zugetragen haben:

 

Zoll-Mitarbeiter : „Wieso tragt Ihr alle so ein knall-rotes Kostüm, wie ein Feuerwehrmann?“

1-Euro-Jobber : „Das müssen hier alle so machen. “

Zoll-Mitarbeiter : „Warum?“

1-Euro-Jobber : „Das ist unsere Arbeitskleidung!“

Zoll-Mitarbeiter : „Ich dachte hier wird nicht gearbeitet, was denn jetzt?“

1-Euro-Jobber : „Wir bekommen auch einen Lohn dafür.“

Stellvertretende Geschäftsleitung : „Er meint die Mehraufwandsentschädigung von 150 Euro pro Monat, Herr Zoll-Beamter.“

Zoll-Mitarbeiter : „Was wird denn hier gearbeitet? Sie dahinten, was arbeiten Sie hier?“

1-Euro-Jobber : „Ich?“

Zoll-Mitarbeiter : „Ja, Sie meine ich!“

1-Euro-Jobber : „Ich arbeite hier im Lager.“

Zoll-Mitarbeiter : „Was haben Sie gelernt?“

1-Euro-Jobber : „Lagerarbeiter“

Stellvertretende Geschäftsleitung : „Herr Zoll-Beamter, es ist nicht so, wie Sie denken!“

Zoll-Mitarbeiter : „So? Wie denke ich denn?“

Stellvertretende Geschäftsleitung : „Das ist nur ein gemeinnütziger Lagerarbeiter!“

Zoll-Mitarbeiter : „Haben Sie den regulären oder den gemeinnützigen Lagerarbeiter gelernt?“

1-Euro-Jobber : „Den regulären Lagerarbeiter, Herr Zoll-Beamter“

Zoll-Mitarbeiter : „Richtig, es gibt nämlich keine gemeinnützigen Lagerarbeiter, so etwas kennt die Industrie und Handelskammer (IHK) überhaupt nicht.“

Stellvertretende Geschäftsleitung macht betretenes Gesicht und wird knallrot.

Zoll-Mitarbeiter : „Und Sie dahinten an der Theke, als was arbeiten Sie hier?“

1-Euro-Jobberin : „Als Thekenfachkraft“

Zoll-Mitarbeiter : „Ich nehme an gelernte Thekenfachkraft, oder?“

1-Euro-Jobberin : „Ja, das ist richtig, Herr Zoll-Beamter“, und machte dem Zoll-Mitarbeiter schöne Augen.

Zoll-Mitarbeiter : „Und Sie dahinten zwischen dem Elektronik-Müll. Als was arbeiten Sie hier?“

1-Euro-Jobber : „Ich arbeite hier als Verkäufer für Elektronik-Artikel“, ganz stolz.

Zoll-Mitarbeiter : „Gelernter Radio- und Fernsehtechniker, was?“

1-Euro-Jobber : „Stimmt! Woher wissen Sie das?“

Zoll-Mitarbeiter : „Und Sie dahinten an der LKW-Verladerampe. Als was arbeiten Sie hier?“

1-Euro-Jobber : „Ich arbeite hier als Möbelträger und trage mit meinem Kollegen die Waschmaschinen und Wäschetrockner in die Haushalte.“

Zoll-Mitarbeiter : „Und Ihr Kollege links von Ihnen?

1-Euro-Jobber : „Ich? Ich bin der Fahrer des LKWs und fahre meinen Kollegen zu den Haushalten.

Zoll-Mitarbeiter : „Helfen Sie auch beim Tragen der Möbel?

1-Euro-Jobber : „Ja, klar. Allein schafft er es doch nicht.

Zoll-Mitarbeiter : „Okay, ich hab genug gehört, griff zum Funkgerät und fragte seine Kollegin draußen im Einsatzwagen, was die Kontrolle ergab.

Funkgerät machte „Tüdel tü tüt

Zoll-Mitarbeiterin per Funk zu hören : „Von den 80 Mitarbeitern sind 76 anwesend und keiner von ihnen hat einen Arbeitsvertrag erhalten, keinen Sozialversichungsausweis oder Lohnsteuerkarte abgegeben. Die Papiere sind kopiert und können am Einsatzwagen 2 wieder abgeholt werden.

Zoll-Mitarbeiter zur stellvertretenden Geschäftsstellenleitung : „Sie sind hiermit wegen Betreibens von Schwarzarbeit in 76 Fällen vorläufig festgenommen, und legte Handschellen an.

1-Euro-Jobber : „Was soll denn nun aus uns werden?“, und streichelte einen der vielen Hunde vom ZOLL.

Zoll-Mitarbeiter : „Geht nach Hause und fordert Euren gerechten ortsüblichen Lohn mit einem Rechtsanwalt bei einem Arbeitsgericht gegenüber dieser feinen Firma ein. Mehr darf ich Euch nicht sagen., und zog die Schiebetür des Einsatzwagens Nummer 1 zu und fuhr weg.

Zoll-Mitarbeiterin des Einsatzwagens Nummer 2 gab die Papiere den nunmehr sprachlosen 1-Euro-Jobbern wieder zurück und meinte : „Viel Glück beim Arbeitsgericht und fordert immer hübsch Arbeitsverträge und unterschreibt niemals Eingliederungsvereinbarungen!, und warf ein Büchlein aus dem Wagen.

Ein 1-Euro-Jobber hebte das Büchlein von der Straße auf, schaute auf den Einband und dort stand „Befreit von jeglichen Maßnahmen für immer (Hartz IV) (unten in den Links zu lesen)

Zoll-Mitarbeiterin kniff dem 1-Euro-Jobber ein Auge zu, lächelte und zog ebenfalls die Schiebetür zu und Einsatzwagen Nummer 2 verschwand.