Erwerbsloser wird von Zeitarbeitsfirma angerufen ohne, daß er sich jemals dort beworben hatte

12 Aug

Soeben erreicht mich die E-Mail eines Erwerbslosen, der folgendes Telefongespräch erleben mußte :

Personaldisponentin : „Guten Tag Herr Meier, Sie sprechen mit Frau Krause von Handstad Personaldienstleistungen.“

Erwerbsloser : „Ja das macht doch nichts.“

Personaldisponentin : „Suchen Sie noch Arbeit?“

Erwerbsloser : „Nein!“

Personaldisponentin: „Sie haben bereits welche gefunden?“

Erwerbsloser : „Nein.“

Personaldisponentin : „Wovon leben Sie denn, wenn ich mal fragen darf?“

Erwerbsloser : „Ich lebe von den Provisionen, die ich von meinem Rechtsanwalt erhalte, wenn Zeitarbeitsfirmen über ihre Personaldisponenten einfach private Leute anrufen, ohne das diese vorher eine telefonische oder schriftliche Bewerbung gestartet haben.“

Personaldisponentin : „Oh Gott“, und legte einfach auf.

Der Erwerbslose blickte auf sein Telefondisplay und freute sich schon, weil dort die komplette Nummer aus Vorwahl, Durchwahl und Nebenstelle stand. Er rief sofort zurück.

Personaldisponentin : „Handstad Personaldienstleistungen, Sie sprechen mit Frau Krause, was kann ich für Sie tun?“

Erwerbsloser : „Hallo! Ich bin´s.“

Personaldisponentin : „Ich mach´nur meine Arbeit“, ganz aufgeregt.

Erwerbsloser : „Das sagen alle, Frau Krause!“

Personaldisponentin : „Wollen Sie den Chef sprechen?“

Erwerbsloser : „Wieso das denn Frau Krause? Haben Sie mich angerufen oder Ihr Chef?“

Personaldisponentin : „Stimmt.“

Erwerbsloser : „Frau Krause, woher haben Sie eigentlich meine Telefonnummer?“

Personaldisponentin : „Aus dem Computer.“

Erwerbsloser : „Aus wessen Computer?“

Personaldisponentin : „Aus dem Computer, der vor mir auf dem Tisch steht.“

Erwerbsloser : „Und wie ist meine Telefonnummer dort ´reingekommen, Frau Krause?“

Personaldisponentin : „Das weiß ich nicht! Ehrenwort, ich bin nämlich neu hier.“

Erwerbsloser : „Haben Sie etwa meine Kontaktdaten vom Jobcenter bekommen, Frau Krause?“

Personaldisponentin : „Nöhhhhhhhhh.“

Erwerbsloser : „Sind Sie sich da ganz sicher Frau Krause?“

Personaldisponentin : „Jahaaaa.“

Erwerbsloser : „Frau Krause, wie heißt zum Beispiel das Achte Gebot?“

Personaldisponentin : „Du sollst nicht lügen?“

Erwerbsloser : „Grob richtig, Frau Krause. Es heißt Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“

Personaldisponentin : „Was machen wir denn jetzt bloß, Herr Meier?“

Erwerbsloser : „Frau Krause, Sie gefallen mir, einfach frühmorgens wildfremde Leute aus dem Bett klingeln und fragen, ob sie Arbeit suchen, obwohl ich mich bei Ihnen noch nie beworben habe. Nein, Frau Krause so geht es nicht. Das wird jetzt richtig teuer für Sie werden!

Personaldisponentin : „Wie teuer?“

Erwerbsloser : „Unlauterer Wettbewerb durch Kaltaquise von Gewerbetreibenden bei Privatleuten mit Rechtsanwalt vor Gericht, Abmahnung, Unterlassungserklärung, Gerichtskosten, Anwaltskosten der Gegenseite, Schriftverkehr, Telefonanrufe, Spesen, Auslagen etc. “, macht längere Pause, „sind ungefähr über den Daumen 10.000 Euro, vielleicht auch etwas mehr.“

Personaldisponentin : „Oh Gott, oh Gott. Können wir uns nicht außergerichtlich einigen?“

Erwerbsloser : „Natürlich, können wir auch machen. Haben Sie einen Stift und einen Zettel zur Hand?“

Personaldisponentin : „Ja hab ich.“

Erwerbsloser : „Schreiben Sie.“

Personaldisponentin : „Was soll ich schreiben?“

Erwerbsloser : „Eine notarielle Schuldanerkennung. Ich diktiere sie Ihnen. Wie heißen Sie mit Vornamen?“

Personaldisponentin : „Melanie.“

Erwerbsloser : „Ich Melanie Krause habe am 06. August 2015 um 08:02 Uhr mit einem Geschäftstelefon der Firma Handstad Personaldienstleistungen Herrn Udo Meier unrechtmäßig angerufen ohne, daß dieser sich weder telefonisch noch schriftlich bei meinem Arbeitgeber beworben hatte. Ich habe dies in Ausnutzung als Personaldisponentin bei oben genannter Firma getan. Da ich über diesen Sachverhalt von meinem Arbeitgeber nicht informiert worden bin und auch bekanntlich Unwissenheit vor Strafe nicht schützt möchte ich mich mit Herrn Udo Meier außergerichtlich einigen. Ich verpflichte mich eine Unterlassungserklärung zu unterzeichnen und darüber hinaus eine Summe von 2.500 Euro an Herrn Udo Meier zu zahlen. Ich verpflichte mich den Betrag in Raten, die in einer gesonderten Abmachung festgelegt werden, an Herrn Udo Meier zu zahlen. – Da kommt Ihre handschriftliche volle Unterschrift drunter und das Datum.  Das wär´s dann.“

Personaldisponentin : „Und dann wären wir quitt?“

Erwerbsloser : „So ist es, Frau Krause.“

Personaldisponentin : „Einverstanden, Herr Meier.“

Erwerbsloser : „Sie müssen mir nur noch die Schuldanerkenntnis an folgende Nummer meines Notars faxen.“

Personaldisponentin: „Ja, mache ich sofort fertig, Herr Meier. Einen schönen Tag noch.“

Erwerbsloser : „Danke, Frau Krause. Und viel Spaß beim schaffen.“

Nach drei Tagen geriet Frau Krause von Handstad Personaldienstleistung in Schwierigkeiten und wurde gekündigt, da die externen Telefongespräche der Personaldisponenten von der internen Revision zu Lernzwecken kontrolliert wurden. Frau Krause war somit zahlungsunfähig und traf sich mit Herrn Meier auf einen Kaffee, um die neuen Zahlungsmodalitäten zu besprechen. Dabei verliebten sich beide beim ersten Anblick sofort ineinander und sind bis heute ein glückliches Liebespaar. Sie lebten bis zum Ende ihrer Tage von den vielen vielen außergerichtlichen Einigungen, welche sie mit den Personaldisponenten hartneckiger Zeitarbeitsfirmen für weitere ahnungslose Hartz IV-Opfer aushandelten. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann lieben sie sich noch heute.

Der Gesprächsverlauf kann von der Realität geringfügig abweichen. Die Namen aller beteiligten Personen, Firmen und die Orte der Handlung, Verwechselungen sowie Ähnlichkeiten mit lebenden oder realen Personen wären rein zufällig.

 

 

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